Neithart Fuchs


†14. Jhd.

Biographie

Neithart Fuchs gilt als Verfasser der Neidhartschwänke und wird als der bedeutendste Rezipient des Minnesängers Neidhart "von Reuental" bezeichnet. Seine historische Persönlichkeit ist kaum fassbar, nach literarischen Quellen lebte er am Hofe von Herzog Otto dem Fröhlichen (1330-1339). Seine Schwänke sind Bearbeitungen der Neidhartlieder in Wort und Bild, denn den meisten Schwänken ist ein Holzschnitt beigefügt. Drei Auflagen aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind überliefert: Der erste erhaltene Frühdruck wurde ebenso wie ein Inkunabelfragment zwischen 1491 und 1497 in der Offizin des Johann Schaur in Augsburg gedruckt (z). Der Augsburger Frühdruck wurde 1537 in Nürnberg nach den Typen des Georg Wachter nachgedruckt (z1). Die letzte bekannte Inkunabel entstand 1566 in der Offizin des Martin Lechler in Frankfurt (z2).
Der wohl bekannteste Schwank ist der Veilchenschwank. Er war durch Jahrhunderte die am häufigsten in der bildlichen, schriftlichen und wohl auch mündlichen Neidhartrezeption enthaltene Erzählung: Die Herzogin von Bayern (oder Österreich) verspricht demjenigen ihre Gunst, der ihr im Frühjahr das erste Veilchen schenkt. Neidhart, der es gefunden hat, bedeckt es mit einem Hut und eilt an den Herzoghof, um die Herzogin und den Hofstaat von seinem Fund zu benachrichtigen. Daraufhin geleitet Neidhart die Herzogin und ihr Gefolge, begleitet von Musikanten, zum Fundort des Frühlingsboten. In der Zwischenzeit haben missgünstige Bauern, die Neidharts Fund beobachtet hatten, anstelle des Veilchens einen Kothaufen gesetzt. Die entrüstete Herzogin verstößt Neidhart aus ihrer Gunst, der sich durch zahlreiche üble Streiche an den Bauern rächt.
Der mündlichen und schriftlichen Tradition zufolge erhielt Neidhart Fuchs an der Südseite des Stephansdomes (nahe dem Singertor) ein prächtiges Hochgrab. Die anlässlich der Graböffnung im April 2000 durchgeführten kunsthistorischen und anthropologischen Untersuchungen führten zur Annahme, dass sowohl die Gebeine des Minnesängers Neidhart "von Reuental" als auch die seines Epigonen Neithart Fuchs um 1400 in dem Hochgrab zu St. Stephan bestattet worden sind. Sie stammen zumindest von zwei etwa gleich großen Männern, ihr Alter würde ungefähr den Lebensdaten des Minnesängers und des Neithart Fuchs entsprechen. Vermutlich wurden die Gebeine als vermeintliche oder auch tatsächliche Überreste beider Poeten auf Wunsch Herzog Rudolfs IV. Mitte des 14. Jahrhunderts beim Bau des Stephansdoms in ein gemeinsames Grab überführt. Das Neidhartgrab wäre somit die einzige mittelalterliche Grablege von St. Stephan, die sich noch an ihrem ursprünglichen Standort befindet. Am 19. April 2002 erfolgte die Enthüllung des restaurierten Hochgrabs mit der lebensgroßen Figur eines Mannes.